Epilepsie erkennen: Bildgebende Verfahren haben in der modernen Diagnostik einen hohen Stellenwert

Plötzliches Hinfallen, Zittern, die Augen starren ins Leere, die Arme zucken unkontrolliert. So kann ein epileptischer Anfall aussehen. Neben der klassischen Epilepsie sind aber auch andere Erkrankungen möglich, die einem epileptischen Anfall ähneln bzw. ihn auslösen können. Dazu gehören Synkopen, Migräneanfälle mit Aura, das Tourette-Syndrom, Dystonie, Hypoglämie, Fieberkrämpfe oder auch psychogene Anfälle. Aus diesem Grund – und um entsprechend der Ursache die richtige Therapie einzuleiten – ist die genaue Diagnostik elementar wichtig. Doch wie kann man die Ursachen einer Epilepsie besser erkennen und von anderen Krankheitsbildern abgrenzen? In unserem Radiologischen Zentrum München können wir mit verschiedenen Methoden helfen und Klarheit schaffen.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie, im Volksmund auch als “Fallsucht” oder „Krampfanfall“ bezeichnet, ist eine neurologische Störung, die zu den temporären Funktionsstörungen des Gehirns gehört. Sie zeichnet sich durch epileptische Anfälle aus, bei denen Nervenzellen im Gehirn plötzlich und für kurze Zeit synchron und unkontrolliert Impulse abfeuern.

Die Schwere und die Auswirkungen derartiger Anfälle können erheblich variieren. Einige Betroffene erleben lediglich leichte Muskelzuckungen oder ein Kribbeln in bestimmten Muskeln. Andere wiederum fühlen sich für kurze Momente “wie weggetreten” und abwesend. In schwerwiegenderen Fällen kann es zu heftigen Krampfanfällen am gesamten Körper und vorrübergehenden Bewusstseinsverlust kommen.

Neuroradiologie München | Epilepsie erkennen

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Formen von Epilepsie

Es gibt verschiedene Arten und Erscheinungsformen von Epilepsie, wobei die Klassifizierungen neurologischer Fachliteratur vorbehalten sind. Sprechen Sie hierzu mit Ihrer Neurologin oder Ihrem Neurologen.

Grundsätzlich lässt sich die Krankheit in zwei Formen unterteilen, die jedoch ineinander übergehen können:

Generalisierte Epilepsien

Hierbei ist das gesamte Gehirn betroffen. Die Anfälle innerhalb dieser Kategorie lassen sich noch weiter unterteilen, z. B. in tonische Anfälle, bei denen die Gliedmaßen verkrampfen und sich versteifen – oder klonische Anfälle, die durch langsame Zuckungen großer Muskelgruppen gekennzeichnet sind.

Fokale Epilepsien

In diesem Fall sind die Anfälle auf einen begrenzten Bereich im Gehirn beschränkt. Die Symptome hängen von der Funktion dieses spezifischen Hirnareals ab. Beispiele sind z. B. Zuckungen eines Arms bei motorischen oder Sehveränderungen bei visuellen Anfällen. Einige Anfälle beginnen als fokale Anfälle, breiten sich dann jedoch auf das gesamte Gehirn aus und entwickeln sich zu generalisierten Anfällen.

Echte Epilepsie vs. Gelegenheitsanfälle

“Echte” Epilepsie ist von sog. Gelegenheitsanfällen zu unterscheiden.

Gelegenheitsanfälle sind einzelne epileptische Anfälle, die im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auftreten können. Sobald die Ursache dieser Erkrankung behoben ist, verschwinden in der Regel auch die Gelegenheitsanfälle. Beispielsweise treten Fieberkrämpfe bei kleinen Kindern häufig im Zusammenhang mit hohem Fieber auf. Es gibt dabei jedoch keine Hinweise auf eine Hirninfektion oder eine andere spezifische Ursache dafür.

Gelegenheitsanfälle können auch in Verbindung mit schweren Durchblutungsstörungen, Vergiftungen (z. B. durch Medikamente oder Schwermetalle), Entzündungen (wie Meningitis), Gehirnerschütterungen oder Stoffwechselstörungen auftreten. Hier kann die bildgebende Diagnostik einen wichtigen Beitrag leisten.

Epilepsie erkennen: Wichtige bildgebende Verfahren für die Diagnostik

Hochauflösende radiologische Bildgebungsverfahren sind wichtig, um potenzielle Ursachen eines Anfallleidens zu identifizieren und epileptogene Läsionen im Gehirn sichtbar zu machen. Zu den wichtigsten Methoden zur Beurteilung, die wir im Radiologischen Zentrum München nutzen, gehören:

Magnetresonanztomographie

Die MRT ist die am häufigsten verwendete Bildgebungstechnik zur Diagnose von Epilepsie. Sie ermöglicht detaillierte Bilder des Gehirns ohne die Verwendung von ionisierender Strahlung.

Mit der MRT, insbesondere der bei uns verfügbaren Hochfeld 3T MRT, können wir strukturelle (angeborene) Anomalien, Tumore, Vernarbungen, Gefäßmalformationen oder andere pathologische Veränderungen im Gehirn, die Anfälle auslösen könnten, erkennen. Eine hochauflösende und detaillierte MRT ist hier von großer Bedeutung, da schon kleinste Veränderungen ausreichen können, um einen Anfall auszulösen.

Computertomographie

Die CT ist eine weitere nützliche Bildgebungsmethode, mit der wir strukturelle Anomalien im Gehirn und somit auch im Rahmen einer Epilepsie erkennen können. Sie verwendet Röntgenstrahlen, um detaillierte Bilder des Gehirns zu erstellen. Die Computertomographie ist besonders nützlich bei der Darstellung von Knochenstrukturen im Gehirn, wie z. B. Schädelverletzungen oder Brüchen, Blutungen oder Verkalkungen, die Krampfanfälle verursachen könnten.

Wir verwenden im RZM beide Methoden komplementär, falls notwendig.

Epilepsie erkennen mit der CT: Was lässt sich im Detail in den Aufnahmen erblicken?

Ein CT des Kopfes wird v a. dann durchgeführt, wenn es schnell gehen muss – also in akuten Notfallsituationen oder nach einem plötzlich aufgetretenen ersten Anfall, bei dem die Ursache noch unklar ist. Besonders wichtig ist die Untersuchung beispielsweise dann, wenn ein Anfall durch eine Blutung, eine frische Verletzung oder einen Schlaganfall ausgelöst worden sein könnte.

Auch wenn eine MRT aus medizinischen Gründen nicht möglich ist – z. B. bei Patientinnen oder Patienten mit einem Herzschrittmacher – stellt die CT eine sinnvolle und oft unverzichtbare Alternative dar. Sie liefert in kurzer Zeit wichtige Informationen, die für die rasche Einschätzung der Situation entscheidend sein können.

CT-Aufnahmen hilft dabei, grobe strukturelle Veränderungen im Gehirn zu erkennen, die epileptische Anfälle auslösen könnten:

Blutungen

Eine der wichtigsten Stärken der Computertomografie liegt in der schnellen Erkennung von Hirnblutungen. Insbesondere frische Blutungen, wie sie nach einem Unfall oder im Rahmen eines Schlaganfalls auftreten können, sind in der CT sehr gut sichtbar.

Gerade bei einem plötzlich aufgetretenen Krampfanfall ist es entscheidend zu klären, ob eine Blutung die Ursache sein könnte – denn in solchen Fällen ist oft ein sofortiges medizinisches Handeln erforderlich. Die CT liefert hier in kürzester Zeit klare Bilder und schafft damit eine wichtige Grundlage für die weitere Behandlung.

Verletzungen oder Knochenbrüche

Eine CT ist außerdem besonders hilfreich, wenn der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma besteht. Nach einem Sturz oder Unfall lässt sich mit der Computertomografie schnell und zuverlässig beurteilen, ob es zu Knochenbrüchen am Schädel oder zu inneren Verletzungen des Gehirns gekommen ist.

Gerade bei einem ersten epileptischen Anfall in Verbindung mit einem Unfall können CT-Aufnahmen entscheidende Hinweise liefern – etwa auf eine Hirnprellung oder Einblutung, die den Anfall ausgelöst haben könnten.

Raumforderungen

In manchen Fällen steckt hinter epileptischen Anfällen eine sog. Raumforderung im Gehirn. Das können beispielsweise gutartige oder bösartige Tumoren sein, aber auch Flüssigkeitsansammlungen wie Zysten. Solche Veränderungen verdrängen oder reizen umliegendes Hirngewebe und können dadurch die normale elektrische Aktivität stören – was epileptische Anfälle auslösen kann.

Im CT lassen sich diese Raumforderungen oft gut erkennen, besonders wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben oder mit einer Schwellung oder Verlagerung von Strukturen einhergehen.

Verkalkungen oder alte Narben

Manche Formen der Epilepsie gehen auf frühere Entzündungen oder Infektionen des Gehirns zurück – beispielsweise nach einer Hirnhautentzündung, Hirnverletzung oder einer parasitären Infektion. In solchen Fällen kann es im Laufe der Zeit zu Verkalkungen oder narbigen Veränderungen im Hirngewebe kommen.

Derartige Veränderungen sind in CT-Aufnahmen besonders gut sichtbar, weil sie sich deutlich vom normalen Gewebe unterscheiden. Verkalkungen erscheinen als sehr helle, fast weiße Strukturen, da Kalzium das Röntgensignal stark reflektiert. Alte Narben zeigen sich durch unregelmäßige Gewebestrukturen, die eingezogen oder vernarbt wirken und sich in Dichte und Form vom gesunden Hirngewebe abheben.

Diese Auffälligkeiten gelten als Hinweis auf eine überstandene Schädigung, die die normale Funktion der betroffenen Gehirnregion beeinträchtigen kann – und somit epileptische Anfälle begünstigen.

Gerade bei unklarer Ursache einer Epilepsie kann ein CT helfen, solche versteckten strukturellen Veränderungen aufzudecken und damit wichtige Hinweise für die weitere Diagnostik und Behandlung zu liefern.

Epilepsie erkennen mit der MRT: Was sieht man im Einzelnen in den Aufnahmen?

Die MRT zeigt sehr genaue Bilder Ihres Gehirns. Damit können unsere erfahrenen Radiologinnen und Radiologen Veränderungen erkennen, die eine mögliche Ursache der epileptischen Anfälle sein könnten. Ziel ist es, herauszufinden, ob eine strukturelle Veränderung im Gehirn vorliegt, die die Anfälle auslösen könnte.
Typische Veränderungen, die wir bei Personen mit Epilepsie im MRT finden können, sind u. a.:

Hippokampussklerose

Bei Menschen mit Temporallappenepilepsie findet sich häufig eine sog. Hippokampussklerose. Dabei handelt es sich um eine Veränderung im Hippokampus, einem Bereich des Gehirns, der im Schläfenlappen liegt und u. a. für Gedächtnis und Orientierung zuständig ist.

Im MRT erkennen wir diese Veränderung daran, dass der betroffene Bereich geschrumpft und oft heller dargestellt ist als das umliegende Gewebe. Diese Auffälligkeit gilt als häufiger Auslöser epileptischer Anfälle und kann für die Diagnose sowie die weitere Therapieplanung eine wichtige Rolle spielen.

Kortikale Dysplasien

Hierbei handelt es sich um angeborene Fehlbildungen der Hirnrinde, bei denen sich das Gehirn bereits in der frühen Kindheit nicht ganz typisch entwickelt hat. Diese Veränderungen betreffen die äußerste Schicht des Gehirns – die sog. Großhirnrinde – und können epileptische Anfälle auslösen.

Im MRT zeigen sich solche Dysplasien oft durch eine verdickte Hirnrinde, unscharfe Übergänge zwischen grauer und weißer Substanz und ungewöhnlich verlaufenden Hirnfurchen (Sulci). Auch das Signalverhalten kann verändert sein, etwa heller als üblich in bestimmten Sequenzen.

Kortikale Dysplasien gehören zu den häufigeren Ursachen für therapieresistente Epilepsien – also Formen, bei denen Medikamente allein nicht ausreichen. In solchen Fällen kann eine präzise bildgebende Diagnostik helfen, gezielt weitere Behandlungsschritte zu planen.

Narben oder alte Verletzungen

Epileptische Anfälle können auch durch Narben oder alte Schäden im Gehirn ausgelöst werden – z. B. nach einem Unfall, einer Hirnhautentzündung oder einem Schlaganfall. Solche Veränderungen hinterlassen Spuren im Gewebe, die wir in der MRT gut erkennen können.

Typisch sind in diesen Fällen veränderte Gewebestrukturen, hellere oder dunklere Areale und zum Teil Gewebeschwund in bestimmten Regionen des Gehirns. Diese Narben zeigen an, dass es in der Vergangenheit zu einer Schädigung gekommen ist, die das Gehirn dauerhaft verändert hat – und die möglicherweise für epileptische Anfälle verantwortlich ist.

Solche Befunde sind besonders wichtig, um die Ursache der Epilepsie besser zu verstehen und die richtige Behandlung einzuleiten.

Gutartige Tumoren oder Gefäßveränderungen

Auch kleine, gutartige Tumoren oder Gefäßveränderungen im Gehirn können epileptische Anfälle auslösen, da derartige Veränderungen die normale elektrische Aktivität im Gehirn stören.

Mit der MRT können wir diese Raumforderungen oder Gefäßmissbildungen gut erkennen. Dazu zählen z. B. sog. Gangliogliome (gutartige Tumoren des Nervengewebes) oder Kavernome (erweiterte Blutgefäße, die Blutungen verursachen können). Auch wenn sie nicht bösartig sind, können sie durch ihre Lage oder Größe epileptische Anfälle begünstigen.

Die frühzeitige Entdeckung solcher Veränderungen ist entscheidend, um gezielt zu behandeln – sei es medikamentös, operativ oder durch engmaschige Kontrolle.

Epilepsie erkennen in München

Die Wahl zwischen MRT und CT hängt von den individuellen Umständen und den klinischen Verdachtsmomenten ab. Manchmal kann auch eine Kombination mehrerer bildgebender Verfahren erforderlich sein, um eine umfassende Diagnose und Bewertung vorzunehmen.

In unserem Radiologischen Zentrum München sind wir u. a. auf die Neuroradiologie spezialisiert. Unsere Ärztinnen und Ärzte sind speziell darin geschult, Erkrankungen bzw. Veränderungen im Gehirn, die zu epileptischen Anfällen führen können, auszuschließen oder zu erkennen.